Denkstrukturen und Wahrnehmungensfilter

    Wie man Systemische Gruppendynamik nutzen kann, um Gruppenprozesse zu analysieren und produktiv zu nutzen

    Der grosse Philosoph René Descartes prägte im Zusammenhang mit dem Grundsatz des Zweifelns an der eigenen Erkenntnisfähigkeit den Satz «Cogito ergo sum» (lateinisch für «Ich denke, also bin ich.»). Vom Denken und Handeln profitieren – speziell in einer gruppendynamischen Situation – geht aber nur, wenn man fähig ist, sein Handeln und Denken auch richtig zu analysieren. Zum Beispiel, indem man die eigenen Denkstrukturen und den persönlichen Wahrnehmungsfilter hinterfragt. Dabei helfen Leute wie Marina Schlosser, Trainerin für Gruppendynamik DGGO.

    (Bild: zVg) Einprägsam sind Seminare wie die «Expedition Iglu» im Lehrgang «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis», weil da auch neue und vor allem positive Erlebnisse prägend wirken.

    Man stelle sich folgende Situation vor: Sie befinden sich in der Gebirgslandschaft zwischen Vorderrheinthal, Sernftal und Walensee – eine Gegend, die aufgrund der einmaligen Gebirgsbildungsprozesse auf die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Hier erlebt man während der «Expedition Iglu» der Lernwerkstatt Olten, was in Gruppen geschieht. Man erfährt mehr über sich als Person und über die eigene Wirkung in Gruppen. Ein schönes Setup, nicht wahr?

    Gruppenprozesse produktiv nutzen
    Bei der «Expedition Iglu» geht es konkret darum, wie man Systemische Gruppendynamik nutzen kann, um Gruppenprozesse zu analysieren und produktiv zu nutzen. Aber auch die Erlebnispädagogik spielt hierbei eine Rolle. Speziell im Lehrgang «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis» werden erlebnispädagogische Seminare durchgeführt. «Wir bauen diesmal in der einzigartigen Natur hoch über dem Walensee unser Igludorf und erleben so Teamgeist und Gruppendynamik. Es geht darum, den eigenen Handlungs- und Einflussspielraum zu erweitern», sagt Seminarleiterin Marina Schlosser. Sie arbeitet seit 20 Jahren freiberuflich als systemische Beraterin, Coach und Trainerin in Behörden, sozialen Einrichtungen und in der Wirtschaft. Themengebiete sind Teamentwicklung, Fortbildungen und Begleitung von Führungskräften, Gruppendynamik, Kommunikation, Konflikte und Selbstmanagement.

    «Wir nutzen gezielt Erlebnisse, um die individuelle Komfortzone zu verlassen»
    «Zusammen mit erfahrenen Bergführern bauen wir in der Nähe der Sesselbahn-Bergstation Kerenzerberg nach einer kurzen Wanderung mehrere Iglus. Je nach Covid-Situation übernachten wir in unserem Iglu-Dorf. So erlebt man Teamgeist und Organisationsfähigkeit und die eine oder andere Grenzerfahrung.» Abendessen und Frühstück gibt es in einer nahegelegenen Hütte, wo regelmässige Reflexionen und Theorieverknüpfungen stattfinden werden. Marina Schlosser: «In der Natur werden wir unterschiedliche Aufgaben bewältigen und uns in verschiedenen Rollen erleben. Dadurch werden gruppendynamische Prozesse und das eigene Verhalten mit passenden theoretischen Modellen verknüpft. Wir nutzen gezielt diese Erlebnisse in der Natur, um die individuelle Komfortzone zu verlassen, die eigenen Grenzen zu erweitern und Lern-Prozesse anzustossen.»

    Komplexer Selbstreflexionsprozess
    Der Mehrwert, der durch ein solches Seminar entsteht ist zwar schnell erklärt, aber folgt einem komplexen Selbstreflexionsprozess: Es geht darum zu erkennen, wie Gruppen funktionieren und welche Auswirkungen die erlebte Situation auf den persönlichen Führungsstil hat. In der Systemischen Gruppendynamik wird den Teilnehmenden die Kompetenz vermittelt, Gruppenprozesse zu analysieren und ihre Kraft produktiv zu nutzen. Das Ziel ist, die eigenen Denkstrukturen und Wahrnehmungsfilter zu erkennen und somit den Führungs- und Durchsetzungsstil zu verbessern. Das heisst im Klartext: Das Erkennen der Gesetzmässigkeiten von Gruppen, die Anwendung von Strategien zur Nutzung einer Gruppendynamik und das Verbessern der Führungskompetenz. Wie gewinne ich Einfluss in einer Gruppe oder wie wirkt meine Art der Kommunikation? Dies sind Fragen, bei welchen die Teilnehmenden neue Erkenntnisse gewinnen, sagt Marina Schlosser.

    «Ich erlebe, also bin ich…»
    Einprägsam sind Seminare wie die «Expedition Iglu» im Lehrgang «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis» (www.ausbilder.ch), weil da auch neue und vor allem positive Erlebnisse prägend wirken. Dem Trend nach erlebnispädagogischen Lerninhalten kann sich deshalb kein Weiterbildungsinstitut verschliessen. Eine Pionierarbeit leistet diesbezüglich die Lernwerkstatt Olten, wo in einigen Ausbildungen und Lehrgängen ebendies fester Bestandteil des Lernprogramms ist, wo man im Seminarhotel, im Kloster, auf der Alp, oder auch bei einem Segeltörn in Holland oder beim Kameltrekking in Marokko oder eben auch beim Iglubauen Gruppendynamik aktiv erleben kann. «Bei der Reflexion entsteht der Lernerfolg», sagt Marina Schlosser. «Man muss systematisch, strategisch und auch zielorientiert denken. In einer heterogenen Gruppe dies alles zu vereinen und dabei sich und die eigenen Bedürfnisse im Blick zu halten, ist eine Herausforderung. Auch bei der Suche nach den geeigneten Rollen innerhalb der Gruppe. Und schliesslich erfährt man in einer allfälligen Grenzerfahrung auch noch, wie und wo man der Gruppe und dem Ziel am dienlichsten sein kann.» Neue und vor allem positive Erlebnisse prägen sich stark ein. Auch im Unterbewusstsein. «Was besonders effizient ist, sind die Verknüpfungen, die man während anspruchsvollen Übungen macht», so Marina Schlosser weiter. Sie betont zudem, dass das erlebte «Abenteuer» nicht Urlaub bedeute: «Wir machen alle Teilnehmenden immer darauf aufmerksam, dass sie sich nach wie vor in einem Ausbildungsmodul befinden und Lernziele erreicht werden sollen.»

    JoW

    www.lernwerkstatt.ch/iglu


    Unter Gruppendynamik versteht man grundsätzlich die sozialen Prozesse, die sich gesetzmässig zwischen Mitgliedern von Gruppen abspielen. Dies gilt auch für die Gruppendynamik im Unternehmen. Auch der Paradigmenwechsel spielt eine Rolle. Zum Beispiel, wenn man eine Handlung vollzieht aus der Perspektive einer oder eines anderen.

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