Positive Emotionen und Erlebnisse erzeugen Lernerfolge

    Wie Geri Amacher Lehrgangsteilnehmer/innen aus ihrer Komfortzone bringt und damit Erstaunliches erreicht

    Wer kennt sie nicht, die schönen «Weisch no»-Momente im Beisammensein mit ehemaligen Studien-Gspänli? Positive Emotionen und Erlebnisse prägen wir uns besonders ein – im Privaten, im Berufsleben und natürlich auch in Weiterbildungen. Natürlich existiert dieses Phänomen mit der starken Erinnerungsfähigkeit an positive oder emotionale Erlebnisse auch da, wo es um Lernerfolge geht. Damit arbeitet auch Geri Amacher, der im Lehrgang Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis im Aufbaumodul «Begleitung» ein Höhlenerlebnis der besonderen Art integriert.

    (Bilder: zVg) Wenn die Teilnehmenden auf einmal für einen Moment scheinbar auf sich alleine gestellt sind, entsteht eine spannende Dynamik.

    Beim Lehrgang Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis setzt man sich als Teilnehmende/r an sieben Tagen intensiv mit den Themen «Wahrnehmung von Gruppenprozessen», «Interaktion fördern», «situationsgerecht intervenieren» und «Lernende in ihrem individuellen Lernprozess unterstützen» auseinander. An einem Tag gibt es sogar eine besondere Höhlentour im Angebot.

    Solche Angebote im Bereich Erlebnispädagogik haben bei der Lernwerkstatt Olten Tradition, wo in einigen Ausbildungen und Lehrgängen das Erlebnispädagogische fester Bestandteil des Lernprogramms ist. Die Lernwerkstatt Olten leistete schon vor vielen Jahren Pionierarbeit diesbezüglich. Und nun kann sich diesem Trend eh kein Weiterbildungsinstitut mehr verschliessen.

    Wir haben mit Geri Amacher gesprochen, der ein ganz besonderer Verfechter ist bezüglich des Weges zum Ziel (sprich Lernerfolg) über intensive und positive Erlebnisse. Im Rahmen des Lehrgangs «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis» bietet er im Aufbaumodul «Begleitung» ein Höhlenerlebnis der besonderen Art an.

    Geri Amacher: Daumen hoch für eine weitere gelungene Expedition.

    Geri Amacher, wie wichtig ist das Thema Erlebnispädagogik in der beruflichen Weiterbildung beziehungsweise Erwachsenenbildung? Die Lernwerkstatt Olten macht das seit jeher erfolgreich und es ist klar, dass man Erlebtes viel besser verinnerlicht als reine Theorie.
    G. Amacher: Die Erlebnisandragogik – wie es für unser Zielpublikum eigentlich heissen müsste – ist, sofern sie korrekt eingesetzt wird aus meiner Sicht eine der stärksten Methoden für die Personal- und Teamentwicklung. Denn sie ermöglicht es, Themen auf eine spielerische und gleichzeitig ernsthafte Art und Weise erlebbar zu machen. Doch was bedeutet richtig eingesetzt? Nun es sind vier Faktoren, die den Erfolg ausmachen: Saubere Bedarfsanalyse mit der Fragestellung, welche Ziele erreicht werden sollen und was ist nach der Intervention anders? Dann geht es auch ums Lerndesign und um die Basismethode. Wir arbeiten gerne mit Reflexion oder mit Metaphern. Man muss das Thema erlebbar machen. Dazu braucht es eine gute Qualifikation der Trainer, die auch darin geübt sind, Menschen ausserhalb deren persönlicher Komfortzone zu betreuen. Und schliesslich ist der Praxistransfer entscheidend: Wie wird sichergestellt, dass sich im Alltag auch wirklich etwas ändert?

    Sie führen jeweils einen spannenden Höhlentag durch. Was ist der Mehrwert für die Teilnehmenden – mal abgesehen vom Erlebnischarakter?
    Beim Höhlenmodul der Lernwerkstatt Olten lassen wir die Teilnehmenden die Themen «Gruppenprozesse wahrnehmen», «Interaktion fördern», «situationsgerecht intervenieren» und «Lernende in ihrem individuellen Lernprozess unterstützen» im Verlauf einer Höhlentour aktiv erleben. Das Höhlenerlebnis wird dabei als Metapher für einen Beratungsprozess verwendet.
    Durch die nachfolgende Reflexion: Wie habe ich mich in der Situation der begleiteten Person erlebt werden die Teilnehmende sensibilisiert auf mögliche Reaktionen ihrer Kundinnen und Kunden.

    Geri Amacher bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen: das Rekognoszieren der Höhlen für die «Höhlenerlebnisse».

    Wie sind Sie auf das Geschäftsmodell gekommen und wie wurde es auf die Erwachsenenbildung appliziert?
    Mitte der 90er Jahre waren wir im Bereich Outdoor-Training sehr aktiv. Einer unserer Stammkunden war damals die Landesregierung Fürstentum Lichtenstein. Nach zwei Jahren mit konventionellen Trainings bauten wir versuchshalber ein Höhlenelement, also eine Übung in der Höhle ein. Beim Feedback meinte der Auftraggeber: Das Outdoor-Training sei genial wie immer, doch das Höhlenelement habe alles getoppt! Das war die Geburtsstunde der Methode «InCave-Training», das an Wirksamkeit andere Methoden bei weitem übertrifft.

    Wie läuft so ein Erlebnistag in der Regel ab?
    Wir treffen uns im Seminarraum für einen kurzen Input zum Thema. Dann erfolgt eine Selbsteinschätzung mit der Frage, wie ich mit Veränderung umgehe. Darunter geht auch die Frage, wie gehst du damit um, wenn jemand ein dir gegebenes Versprechen nicht einhält? Speziell auf Kaderstufe lautet die typische Antwort: Kein Problem, das ist bei uns Alltag!
    Anschliessend geht es in die Höhle mit der Ankündigung durch den Trainer: «Jetzt könnt ihr 1 ½ Stunden entspannt einfach eine Höhlenführung ohne jede Schwierigkeit geniessen, danach werden wir uns dann wieder mit dem Thema «Umgang mit Veränderungen» beschäftigen.
    Nach etwa 20 Minuten biegt dann aber der Trainer vom gemütlichen Hauptgang der Höhle ab und es wird schlagartig sportlich. Sehr schnell beginnt es in der Gruppe zu rumoren: «Du hast doch versprochen…» Und damit sind die Menschen voll im Thema Umgang mit Veränderung drin und erleben, wie sie wirklich reagieren. Dies ist zwar häufig im Moment nicht angenehm und die Trainer werden als Projektionsfläche für die Unzufriedenheit mit dem eigenen Handeln missbraucht. Doch im nächsten Schritt haben die Menschen in diesem Moment die Chance, Strategien zu entwickeln, die ihnen helfen, wenn das Umfeld auf den Triggerpunkt Veränderung drückt.

    Im Zuge dieses Erlebnisangebotes entstand dann auch eine Idee zu einem Weltrekord. Was hat es damit auf sich?
    Im Jahre 2017, kam spontan die Idee auf, man könnte doch einmal einen Charity-Anlass Höhlenraclette Weltrekord organisieren. Die Idee wurde immer konkreter und 2019 war klar, dass der Anlass im Bergwerk Gonzen in Sargans stattfinden wird. Idealerweise mit Marc Trauffer, dem Raclettebotschafter von Raclette als Stargast. Was unmöglich schien wurde Realität und am 21. März 2020 hätte er stattgefunden, unser Charityanlass «Höhlenraclette-Weltrekord» mit 444 Teilnehmenden und Marc Trauffer. Neben dem Hauptsponsor Raclette Suisse unterstützten uns gegen 40 weitere Partner, unter anderem auch die Lernwerkstatt Olten. Dann kam Corona und alles lief anders als geplant, wir musste den Anlass zweimal verschieben. Doch was lange währt wird endlich gut, am 1. Oktober fand unser Höhlenraclette Weltrekord statt – 923 Tage später als ursprünglich geplant mit 480 Teilnehmenden und Marc Trauffer.


    Weitere Infos und Links Höhlenerlebnis im Lehrgang Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis: www.lwo.ch/hoehlenerlebnis

    Höhlenraclette-Weltrekord: www.lwo.ch/weltrekord

    Der Höhlentag bei der Lernwerkstatt Olten wird von Geri Amacher und seinem Team von InCave durchgeführt: www.incave.ch

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