«Nur gemeinsam sorgen wir für mehr Menschlichkeit»

    Freiwillige des Besuchs- und Begleitdienstes bringen Abwechslung in den Alltag alleinlebender Menschen, wecken Lebensfreude und verhindern Einsamkeit. Dora Szöke, Verantwortliche Besuchs- und Begleitdienst SRK, stellt diese wichtige Dienstleistung des SRK Bern hier kurz vor.

    (Bilder: SRK Bern) Dora Szöke: «Das Tollste ist, nach einem Arbeitstag nach Hause zu gehen und zu wissen, dass ich jemandem geholfen und Freude bereitet habe.»

    Der Besuchs- und Begleitdienst SRK vermittelt geschulte Freiwillige, die alleinlebenden Personen Zeit schenken und Gesellschaft leisten. Wie gefragt ist diese Dienstleistung momentan?
    Dora Szöke: Der Besuchs- und Begleitdienst des SRK erhält regelmässig Anfragen von einsamen Menschen. Das Bedürfnis gerade von älteren Personen nach Gesellschaft, nimmt stark zu. Einsamkeit hat viele Gesichter und die Gründe dazu sind verschieden.

    Wer nimmt den Besuchs- und Begleitdienst des SRK hauptsächlich in Anspruch?
    Vor allem ältere und alleinlebende Menschen melden sich für unsere Dienstleistung und freuen sich so auf soziale Kontakte und Abwechslung in ihrem Alltag.

    Hat Corona Einfluss auf dieses SRK-Angebot?
    Auch im Besuchs- und Begleitdienst SRK wurden die Massnahmen des Bundes umgesetzt, so dass die Kontakte zeitweise nur noch telefonisch stattfinden konnten.

    Sie selbst haben Erfahrung als Freiwillige im Besuchs- und Begleitdienst SRK gesammelt. Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht und was hat dieser Dienst am Mitmenschen Ihnen persönlich gegeben?
    Während meinem bisherigen Freiwilligenengagement beim SRK habe ich vieles erlebt. Beispielsweise hat mir eine betagte Frau das Kartenspiel Skip-Bo beigebracht; gewonnen habe ich dabei allerdings nur sehr selten. Viel Erlebtes wurde mit mir geteilt, traurige aber vor allem auch schöne und lustige Erinnerungen. Es bereitet mir viel Freude, unterschiedlichste Menschen und ihre Lebensgeschichten kennenzulernen und ein Teil ihres Lebens zu werden.

    Wie gross ist die Hürde bei Ihren Kunden, bis diese den Besuchs- und Begleitdienst SRK in Anspruch nehmen?
    Den Hörer in die Hand zu nehmen und unsere Telefonnummer zu wählen, braucht für viele verständlicherweise eine grosse Überwindung. Umso wichtiger ist es für mich, beim ersten Kontakt ein positives Gefühl zu vermitteln und zu signalisieren, dass man den richtigen Schritt gemacht hat.

    Wer sind die Freiwilligen respektive wie werden sie rekrutiert und ausgebildet?
    Die Freiwilligen im Besuchs- und Begleitdienst SRK sind eine tolle Gruppe! Jede und jeder Einzelne ist eine riesige Bereicherung für das SRK und die Kundinnen und Kunden, die die Dienstleistung in Anspruch nehmen. Ob noch studierend oder bereits pensioniert, Gedichte schreibend oder Naturfreund, – alles ist vertreten. Wichtig ist vor allem, dass man gerne zuhört und einfühlsam ist. Interessiert sich jemand für ein Freiwilligenengagement, findet ein unverbindliches Treffen bei uns in Zollikofen statt. So hat man die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen und mehr zur Freiwilligenarbeit beim SRK zu erfahren. Die gute Einführung und Begleitung der Freiwilligen ist uns ein grosses Anliegen. Dies können wir auch durch die Kurse, die im SRK angeboten werden, abdecken.

    Welche Dienstleistungen beinhaltet der Besuchs- und Begleitdienst SRK?
    Das Angebot ist vielfältig und fokussiert sich auf den sozialen Aspekt. Je nach Bedürfnis der Kundin oder des Kunden kommen unterschiedliche Aktivitäten zum Zug. Beliebt sind insbesondere Gesellschaftsspiele und Unterhaltungen, aber auch Spaziergänge, gemeinsames Kaffee trinken oder kleine Ausflüge.

    Sind gefragt: Freiwillige, die alleinlebenden Personen Zeit schenken und Gesellschaft leisten.

    Wie lange dauert in der Regel ein Besuch?
    Die Besuche und Begleitungen finden von Montag bis und mit Sonntag statt. Ein grosses Bedürfnis sind die Besuche am Wochenende. Ein Besuch dauert in der Regel 1 bis 3 Stunden.

    Wie viel kostet eine solche Dienstleistung?
    Der Besuchs- und Begleitdienst beim SRK ist kostenlos. Ausgaben während dem Besuch oder der Begleitung (z. B. Restaurantbesuche, Fahrtkosten) werden von den Kunden selber bezahlt.

    Wir befinden uns mit Corona, Energiekrise, Inflation und Krieg in einer belastenden Zeit. Spüren Sie dies bei Ihrer Arbeit respektive Ihren Kundinnen und Kunden?
    Wir spüren die Unsicherheit in unserer Gesellschaft und somit auch im Besuchs- und Begleitdienst SRK. Die Kundinnen und Kunden teilen ihre Ängste und Bedenken mit den Freiwilligen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zuzuhören und sie wenn möglich auf andere Gedanken zu bringen.

    Was gefällt Ihnen an Ihrem Job beim SRK besonders?
    Jeder Tag ist anders und abwechslungsreich. Ich sammle täglich neue Eindrücke. Das Tollste ist, nach einem Arbeitstag nach Hause zu gehen und zu wissen, dass ich jemandem geholfen und Freude bereitet habe.

    Was wünschen Sie sich persönlich für Ihre Arbeit?
    Ich wünsche mir weiterhin viele spannende Begegnungen und hoffe, dass noch mehr Menschen auf unser Angebot aufmerksam werden – ob als Kunde oder Freiwillige. Denn nur gemeinsam sorgen wir für mehr Menschlichkeit in unserer Region.

    Interview: Corinne Remund


    Sinnvolles tun als Freiwillige/-r

    Das SRK Kanton Bern bietet sinnstiftende Aufgaben für interessierte Freiwillige. Kontakt und weitere Informationen unter www.srk-bern.ch/engagement


    Einsatz für mehr Menschlichkeit im Kanton Bern

    Das SRK Kanton Bern setzt sich im ganzen Kanton für mehr Menschlichkeit ein. Rund 600 Mitarbeitende und 2400 Freiwillige engagieren sich in den Bereichen Bildung, Entlastung, Gesundheitsversorgung und Integration.

    • Wissen fürs Leben – das Schweizerische Rote Kreuz ist der zweitgrösste Bildungsanbieter im nonformalen Bereich. Im Kanton Bern bietet das SRK über 800 Lehrgänge und Kurse in den Bereichen Gesundheit, Sozialkompetenz und Integration an.
    • Das Rote Kreuz bietet Unterstützung im Alltag für jedes Alter. Mit einem grossen Entlastungsangebot hilft es rasch und unkompliziert dort, wo Hilfe am Nötigsten ist. Vom Kleinkind bis ins hohe Alter.
    • Neue Perspektiven in der Schweiz oder im Herkunftsland: Das Rote Kreuz begleitet geflüchtete Menschen in jeder Lebenslage.
    • Das Schweizerische Rote Kreuz ist der grösste Anbieter von Ergotherapie im Kanton Bern. Ziel der Ergotherapie ist es, nach einem Unfall, wegen einer Krankheit oder einer Entwicklungsstörung Fertigkeiten zurückzugewinnen, zu erhalten oder zu kompensieren und so eine maximale Handlungsfähigkeit im Alltag zu erreichen.

    www.srk-bern.ch


    Dora Szöke wohnt in Herrenschwanden. Sie hat eine kaufmännische Ausbildung, u. a. mit Weiterbildung im Marketing absolviert. Die 26-jährige ist seit Juni 2022 als Fachverantwortliche im Besuchs- und Begleitdienst SRK Kanton Bern, Region Mittelland, tätig und hat seit 2020 bereits viele Erfahrungen als Freiwillige im Besuchs- und Begleitdienst SRK gesammelt. In ihrer Freizeit geht sie gerne wandern, fotografiert, kocht oder liest.

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